Der „Alte Fritz“ in Wildau Wentdorf

Lausitzer Rundschau, 27. Mai 2018

 

Claudia Weidenbach verknüpft eine Übernachtung Friedrich II. im Pfarrhaus zu Wildau Wentdorf mit seiner Lebensgeschichte und dem kleinen Dorf im Dahmetal.

 

Im Oktober 1760 übernachtete Friedrich der Große mit Gefolge im Pfarrhaus von Wildau bei Pastor Falke. Das steht im Kirchenbuch. Diesen historischen Fakt wollen Claudia Weidenbach und Peter M. Weidenbach-Liszt lebendig halten. Seit nunmehr 18 Jahren wohnt das Künstlerpaar im alten Pfarrhaus von Wildau-Wentdorf.

„Fast beiläufig haben wir davon erfahren, dass Friedrich der Große darin einmal genächtigt haben soll“ sagt Claudia Weidenbach. 2015 gestaltet die Malerin, Grafikerin und Bildhauerin aus diesem Grund ein Medaillon mit dem Antlitz des Preußenkönigs. Es ist Teil einer Gedenktafel, die an einer Wand des Pfarrhauses angebracht ist und an den Aufenthalt von Friedrich dem Großen erinnert. Der Kirchenbuch-Eintrag durch den Drahnsdorfer Pfarrer ist darauf zu lesen.

Basierend auf diesen wenigen Zeilen hat die Künstlerin nun ein Buch herausgebracht, in dem sie das damalige Leben der Menschen im Dorf mit der Lebensgeschichte des großen Preußen verknüpft. „Mein Wunsch war es, dem Haus, dem Dorf, überhaupt den Menschen im Dahmetal ein Stück Geschichte zurück zu geben“, erklärt Claudia Weidenbach die Hintergründe zum Werk.

Mit einem Soldatenlied auf den König von Preußen, Friedrich II., brachten Claudia Weidenbach und Peter M. Weidenbach- Liszt dem Publikum während der Buchvorstellung die Zeit um 1760 nahe. FOTO: Birgit Keilbach


Gemeinsam präsentieren die Weidenbachs das Buch. Als Literaturhaus Wildau-Wentdorf sind sie im Dahmer Heimatmuseum zu Gast. An den Wänden im Ausstellungsraum im Erdgeschoss hängen großformatige Illustrationen, wie sie auch im Buch zu finden sind. Kompositionen von Friedrich II. schaffen Atmosphäre. Im Zwiegespräch vermittelt das Künstlerpaar den Zuhörern, welche Geschichten zwischen den Buchdeckeln schlummern. Die ausdrucksstarke, bildhafte Prosa und die Illustrationen ergeben für den heutigen Leser ein facettenreiches zeitgeschichtliches Gemälde.

Ob es die Beschreibung der Stille und Abgeschiedenheit des kleinen Dorfes ist, in das plötzlich das preußische Heer mit „Weltenlärm“ einfällt. Oder die Gedankenwelt Friedrichs, der sich beim Anblick der Magd des Pastors an seine Barberina, die Startänzerin seiner Königlichen Hofoper in Berlin erinnert. Oder das „Nächtliche Raunen“, in dem der Preußenkönig von einem Alptraum geplagt wird, in dem ihm seine Widersacherinnen Elisabeth I. und Maria Theresia als Megären erscheinen. Viele solcher kleinen Geschichten fügen sich zu einem Gesamtbild, in dem Claudia Weidenbach auch immer wieder einmal die Gegenwart durchschimmern lässt. „Die einfachen Menschen damals haben sehr unter dem Kriegsgeschehen gelitten und ich möchte, dass dies eine Würdigung erfährt“, sagt die Künstlerin. 

„Dinge, über die keiner redet, werden irgendwann vergessen.“ Diese Motivation und die Tatsache, dass sie heute in jenem Haus lebt, wo sich das Ganze ereignete, war ihr Antrieb, sich zwei Jahre lang mit dem Thema zu befassen und eine fiktive, aber dennoch mit historischen Fakten angefüllte Geschichte über eine Zeit zu schreiben „die wir alle nicht erlebt haben.“

Die Neugier beim Publikum, darunter auch Zuhörer aus Berlin, Golßen, Luckau und Dahme war nach der Präsentation geweckt. Unter ihnen Katharina Schicke: „Ich war gespannt, wie man aus einem kleinen Kirchenbucheintrag eine phantasievolle Geschichte entwickelt. Und das Paar hat das mit dem Dialog sehr schön präsentiert“, sagte die Barutherin. Marina Hille aus Ihlow gefiel die Musik zur Lesung sehr gut, „und auch ihre Bilder inspirieren mich. Sie erzählen mir die einzelnen Geschichten mit den dargestellten Situationen“, resümierte sie.

Von Birgit Keilbach